Risikomanagement für Schwellenmarktaktien

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Risikomanagement für Schwellenmarktaktien

  1. Während sich Schwellenmarktaktien 2017 besser entwickelten als die weltweiten Aktienmärkte, ist das aktuelle Jahr bislang schwieriger: Der MSCI-Emerging-Markets-Index ging vom 1. Januar 2018 bis zum 30. Juni 2018 um 6,66% zurück.*
  2. Die Bewertungen von Schwellenmarktaktien sind dadurch gesunken und bieten jetzt wieder ein attraktives Einstiegsniveau. Außerdem profitieren die Schwellenmärkte von einem höheren Anteil jüngerer Menschen an der Bevölkerung; das dürfte erhebliche Auswirkungen auf das Ausgabenwachstum haben.
  3. Trotz des vergleichsweise positiven langfristigen Ausblicks für Schwellenmarktaktien zeichnen sich eine Reihe von potenziellen Schwierigkeiten ab. Deshalb halten wir eine risikogesteuerte Strategie für entscheidend, die eine gute Partizipation am Aufwärtspotenzial mit einer gewissen Absicherung nach unten verbindet.

Wie sich das Potenzial bei Schwellenmarktaktien am besten nutzen lässt

Auf weltweiter Ebene entwickelten sich 2017 Aktien aus Schwellenmärkten (Emerging Markets, EM) deutlich besser als der Gesamtaktienmarkt, was vor allem an besseren globalen Wachstumsaussichten, einer niedrigen Inflation und niedrigen Zinsen, dem Fehlen von negativen Nachrichten aus China und an dem im Vergleich zu Schwellenmarktwährungen relativ schwachen US-Dollar lag.

Dieses Jahr hat sich bislang als schwieriger erwiesen: Der MSCI-Emerging-Markets-Index ging in den sechs Monaten bis zum 30. Juni 2018 um 6,66 Prozent zurück und entwickelte sich um 7,1 Prozent* schlechter als der MSCI-World-Index. Nach einem sehr starken Jahresbeginn lösten Inflationsbedenken Ende Januar eine Verkaufswelle aus, weil die Anleiherenditen in den USA und in Europa stiegen. Mitte März, als nach dem Facebook-Skandal Technologieaktien weltweit fielen, gerieten auch die Aktienmärkte erneut unter Druck. Seit März haben protektionistische Töne aus den USA, die geldpolitische Verknappung der US-Notenbank Fed, der stärkere US-Dollar und schwächere Wirtschaftsdaten aus China einen Teil der früheren Dynamik der Schwellenmärkte wieder zunichte gemacht.

 

Chart 1: Performance der Schwellenmärkte ggü. globalen Aktien

Performance der Schwellenmärkte ggü. globalen Aktien

Quelle: Bloomberg, Juli 2018

 

Dieser Rücksetzer hat die Bewertungen von Schwellenmarktaktien von den im Januar erreichten Fünf-Jahres-Hochs auf ein nachhaltigeres Niveau sinken lassen, auf dem sich unserer Einschätzung nach jetzt attraktive Einstiegsgelegenheiten bieten.

 

Chart 2: KGV des MSCI-Emerging-Markets-Index

KGV des MSCI-Emerging-Markets-Index

Quelle: Bloomberg, Juli 2018

 

Während viele Industrieländer mit den demografischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, die mit einer Überalterung der Bevölkerung einhergehen, profitieren Schwellen- und Entwicklungsländer von einem höheren Anteil jüngerer Menschen; allein in China leben 400 Millionen Millennials (die Geburtenjahrgänge von 1980 bis Ende der 90er-Jahre) – das ist mehr als die Gesamtbevölkerung der USA. Chinas schnelles Wachstum hat eine Veränderung des wirtschaftlichen Bevölkerungsprofils mit sich gebracht; insbesondere der Anteil der Menschen mit mittlerem Einkommen ist erheblich gewachsen, wie die hier dargestellten Charts von McKinsey verdeutlichen. Diese finanzstärkeren Millennials dürften massive Auswirkungen auf Konsummuster und Wachstum haben.

 

Chart 3: Veränderungen der Einkommensverteilung unter den chinesischen Privathaushalten

Veränderungen der Einkommensverteilung unter den chinesischen Privathaushalten

 

Chart 4: Wachstum der Konsumausgaben

Discretionary spending growth

Quelle: McKinsey Quarterly, März 2012, Yuval Atsmon und Max Magni (https://www.mckinsey.com/featured-insights/asia-pacific/meet-the-chinese-consumer-of-2020)

 

Ein risikogesteuerter Ansatz ist entscheidend

Trotz der vergleichsweise positiven langfristigen Aussichten für Schwellenmarktaktien halten wir bei Anlagen in diesen Märkten eine angemessene Risikosteuerung für unabdingbar, insbesondere im Hinblick auf die Schwierigkeiten, die bevorstehen könnten. Eine davon ist die Aufwertung des US-Dollars, denn die meisten Schwellenländer haben Leistungsbilanzdefizite und sind auf externe Finanzierung angewiesen, wobei die meisten Auslandsschulden auf US-Dollar lauten.

 

Chart 5: Die meisten Schwellenländer haben Leistungsbilanzdefizite

Die meisten Schwellenländer haben Leistungsbilanzdefizite

 

Chart 6: Der Großteil der Auslandsschulden lautet auf US-Dollar

Der Großteil der Auslandsschulden lautet auf US-Dollar

Quelle: Bloomberg, Internationaler Währungsfonds (IWF), JP Morgan, Berechnungen von Unigestion, Stand: 30. Juni 2018

 

Die hier dargestellten Charts zeigen die Leistungsbilanzdefizite und die Verschuldung der Unternehmen in Schwellenländern. Viele dieser Länder haben ihre Leistungsbilanzen seit 2012 verbessert, aber der stärker werdende US-Dollar dürfte trotzdem ein Problem darstellen. Bei der Bewertung der Verschuldung der Unternehmen (Chart 6) ist es wichtig zu berücksichtigen, welcher Umsatzanteil in US-Dollar erwirtschaftet wird. Wenn zum Beispiel mexikanische Unternehmen ihre auf US-Dollar lautenden Schulden mit Umsätzen finanzieren, die sie ebenfalls in US-Dollar erwirtschaften, ist das Wechselkursrisiko für diese Unternehmen unter Umständen nicht so groß wie die Grafik suggeriert.

Der wechselkursbedingte Druck dürfte anhalten, denn vor dem Hintergrund eines wachsenden Lohndrucks und steigender Faktorpreise in den USA dürfte die Fed ihren geldpolitischen Verknappungszyklus fortsetzen und drohen Inflationsüberraschungen. Das könnte wiederum auch die Notenbanken in Schwellenländern unter Druck setzen, ihre Geldpolitik zu verschärfen, um zu verhindern, dass der Außenwert ihrer Währungen allzu weit sinkt und dadurch die Inflation steigt.

 

Chart 7: Schwellenmarktwährungen sind gefallen, die Volatilität ist gestiegen

Schwellenmarktwährungen sind gefallen, die Volatilität ist gestiegen

Quelle: Bloomberg, Juli 2018

 

Auch die restriktivere Geldpolitik in China, mit der die chinesische Notenbank versucht, die enorme Staatsverschuldung des Landes in den Griff zu bekommen, macht sich bemerkbar: Es gibt Anzeichen für eine konjunkturelle Abkühlung. Schwächere Daten aus Europa, Chinas wichtigstem Exportmarkt, haben dies noch verstärkt. Sollte sich die Lage weiter verschlechtern, könnte China zu einer geldpolitischen Lockerung zurückkehren.

 

Chart 8: Unsere Wachstums-Nowcaster zeigen in letzter Zeit enttäuschende Daten für China und die Eurozone

Unsere Wachstums-Nowcaster zeigen in letzter Zeit enttäuschende Daten für China und die Eurozone

Quelle: Bloomberg, Berechnungen von Unigestion, Stand Juli 2018

 

Hinweis: Die Wachstums-Nowcaster-Indizes sind synthetische Echtzeit-Kennziffern für das Wirtschaftswachstum. Es handelt sich um einen proprietären normalisierten Durchschnittswert eines breiten Spektrums an Indikatoren, die unterschiedliche Bereiche der Wirtschaft abdecken (Produktion, Konsum, Beschäftigung, Investitionen). Der Wachstums-Nowcaster kann positive oder negative Werte annehmen. Ein Wert über (oder unter) Null bedeutet, dass das Wirtschaftswachstum über (oder unter) dem „normalen“ Wachstum (auch potenzielles Wachstum) liegt. Der Diffusionsindex, der auf denselben Indikatoren basiert, gibt den Anteil der steigenden makroökonomischen Indikatoren an und lässt somit Rückschlüsse auf die Breite des Aufschwungs zu.

 

Fazit

Vor dem Hintergrund der aktuellen Marktunsicherheit und der gestiegenen Volatilität, die durch eskalierende Handelskriegsrethorik angefacht wird, besteht die beste Art und Weise, in Schwellenmarktaktien zu investieren, unserer Einschätzung nach in einer risikogesteuerten Strategie, die auf eine gute Partizipation am Aufwärtspotenzial zielt und gleichzeitig eine gewisse Absicherung nach unten bietet. Unsere Schwellenmarktstrategie hat sich in dem turbulenteren Umfeld, das wir 2018 bisher erlebt haben, bewährt: In den ersten sechs Monaten des Jahres lag die Rendite unserer Strategie vor Gebühren bei -3,48 Prozent, während der MSCI-Emerging-Markets-Index -6,66 Prozent erzielte.*

Unser risikogesteuerter Ansatz sorgt dafür, dass wir uns auf die am Markt nicht berücksichtigten Risiken konzentrieren, die im Verborgenen lauern; so können wir die damit verbundenen negativen Auswirkungen minimieren. Unser besonderes Augenmerk auf überzogene Bewertungen und Zinsabhängigkeit wird in den kommenden Quartalen entscheidend sein, denn die Normalisierung der Geldpolitik in den USA und in Europa dürfte zu einem Kapitalabfluss aus den Schwellenmarktaktien führen, und überbewertete sowie zinsabhängige Titel dürfte es zuerst treffen.

 

Important Information

* Quelle: Bloomberg, Unigestion, 31/12/2017 bis 30/06/2018.

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